Plexuskinder 6+: Therapie im Schulalter
Beim Jahrestreffen 2011 in Altenburg stellt Dr. Bahm die These in den Raum, dass aus medizinischer Sicht die Behandlung von Plexuskindern im Schulalter weitestgehend abgeschlossen ist.
Wir möchten das Thema vertiefen und freuen uns auf Ihre Beiträge.
Eine Mutter eines Teenagers berichtet:

Das Jahrestreffen war für mich Anlass zu einem ausführlichen Bericht über unsere Erfahrungen. Einige Therapeuten kennen aus ihren Praxen keinerlei älteren Kinder, "entlassen" diese meist mit ca. 6 Jahren aus ihrer Behandlung. Sie wissen also nicht, was bei älteren Kindern mit dem Wachstum besonders dann in der Pubertät für gesundheitliche Probleme auftreten: Haltungsschäden, Schmerzen, geringere Beweglichkeit der Gelenke. Da reicht kein Freizeitsport, im Gegenteil. Da treten erst die Probleme auf.

Wir üben mit unserem Plexuskind zum Beispiel zur Zeit wieder die Außendrehung des Unterarmes, die früher viel besser da war, aber verlernt wurde. Und so gerät immer wieder mal ein anderes Problem aus dem Ruder: mal die Schulter, mal der Ellenbogen. Die Physiotherapeutin meinte, dass unser Kind da eine Ausnahme wäre.Der erworbene Zustand würde sich nicht verschlechtern. Kann ich überhaupt nicht zustimmen. Wir machen ganz andere Beobachtungen.

Wir haben eine Orthopädin, die unser Kind im Abstand von ca. 2 Jahren sieht und immer wieder merkt, wo Verschlechterungen auftreten trotz durchgängiger Therapien. Sie ist immer wieder negativ überrascht und würde am liebsten glauben ( obwohl sie uns gut kennt und weiß, dass das Gegenteil richtig ist ), dass wir nichts gemacht hätten zwischendurch oder unser Kind sich hängen ließe aufgrund seines Alters, dass man die Therapeutin wechseln müsse, weil sie den Blick nicht mehr hätte usw. Und ich muss sagen, irgendetwas ist da dran. Bevor die Kinder nicht wirklich erwachsen sind und Eigenverantwortung übernehmen für ihren Körper, weil sie da wirklich was dran stört, verschlechtert sich der Zustand durch das Wachstum kontinuierlich. Das merkt man nicht, wenn die Kinder klein sind.

Unser Kind hat z.B. 7 Jahre Fußball gespielt ohne größere Probleme und weil er es wollte. Erst mit Beginn der Pubertät haben sich zunehmend immer stärkere Knie-und Hüftprobleme aufgrund der vorhandenen körperlichen Asymmetrie eingestellt, so dass ihm dieser Sport vom Arzt streng untersagt wurde. Und so könnte ich einige Dinge nennen, die im jugendlichen Alter plötzlich ein Problem darstellen, es vorher aber nicht waren. Und damit meine ich erst mal nur die gesundheitlichen.

Die Gespräche mit den Eltern älterer Kinder, die ich führen konnte, tendierten übrigens in dieselbe Richtung: Therapie nachlassen geht gar nicht. Sicher hat sich in diesem Alter der Zustand manifestiert, besser wird es nicht, aber eben schlechter, wenn man nicht weiter dran bleibt und immer wieder neu schaut.

Man akzeptiert irgendwann, dass sich nichts mehr verbessert, aber was man alles unterlassen kann, weiß man mangels Vergleichen einfach noch nicht.

So ist eben jedes Kind letztlich doch "sein eigener Fall". Uns war es wichtig, dass unser Kind bei all dem keinen psychischen Schaden nimmt, dass es trotzdem stark wird. Das hat geklappt, aber es ist natürlich angreifbar durch dieser Unterschied zu anderen Jugendlichen.


Was haben Sie für Erfahrungen gemacht?